Ischgl ist in Deutschland das Sinnbild für Corona-Versagen
IMWF-Studie zeigt: Reputationsschaden für Tirol stieg erst durch jüngste Ereignisse wirklich massiv.
Wien, Hamburg (OTS) – Ischgl – der Name des Tiroler Skiorts ist zum Synonym für Versagen im Zusammenhang mit der Corona Pandemie geworden. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Analyse der Kommunikation zum Thema Corona in Deutschland während der vergangenen zwölf Monate. Untersucht wurden 26 Millionen Debattenbeiträge. Besonders gelitten hat das Image des Bundeslandes Tirol in den letzten beiden Februarwochen des heurigen Jahres. Der Reputationsschaden in Deutschland ist vor allem durch den Umgang Tirols mit der südafrikanischen Variante des Covid-Virus wirklich dramatisch geworden.
Corona-Hotspots gab es viele in den vergangenen zwölf Monaten, auch in Deutschland: Gütersloh mit einem massiven Covid-19 Ausbruch in einer Fleischfabrik, oder Hamm, in dem eine Großhochzeit hunderte Infektionen nach sich zog. Aber kein Ort war in bei unseren deutschen Nachbarn so beständig in Diskussion wie das österreichische Ischgl. Das ergibt eine aktuelle Analyse des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF). Auf Basis von 26 Millionen Onlinebeiträgen zu Corona / Covid-19 wurde die Dynamik der öffentlichen Debatte zu Corona-Hotspots von Anfang März 2020 bis Ende Februar 2021 untersucht. Dabei zeigt sich: Für das Bundesland Tirol hatten die jüngsten Ereignisse rund um die Eingrenzung der südafrikanischen Mutation den dramatischsten Effekt auf die Reputation – und das in dem Land, aus dem die bei weitem meisten Feriengäste nach Tirol kommen.
Unterschiedlichste Corona-Hotspots standen in den vergangenen zwölf Monaten im Lichte der Öffentlichkeit, angefangen mit dem italienischen Bergamo. Doch während Berichterstattung und Social-Media-Kommentare zu diesen Orten nach kurzer Aufregung wieder abflauten, war Ischgl (fast) durchgehend Thema. „Spätestens seit der Wiedereröffnung der Skigebiete in Österreich avancierte das ‚zweite Ischgl‘, das verhindert werden müsse, zum geflügelten Wort in Deutschland“, so Axel Maireder, Geschäftsleiter des IMWF Austria. Bei der reinen Anzahl der Nennungen in Deutschland liegt Ischgl mit 110 Tausend von 1.3.2020 bis 28.2.2021 nicht weit hinter dem innerdeutschen Hotspot Gütersloh mit 122 Tausend, dem stärksten Ort in der Analyse. Das italienische Bergamo, das gerade am Anfang der Pandemie für negative Schlagzeilen sorgte, liegt bei 72 Tausend. Bei beiden und vielen weiteren Covid-Hotspots haben die Nennungen im Gegensatz zu Ischgl nach wenigen Wochen wieder abgenommen. Die Erwähnungen dieser Orte weisen dabei – wenig überraschend – eine starke negative Tonalität auf.
Massiver Reputationsschaden für Tirol
Der Ruf Tirols hat durch den Corona-Hotspot Ischgl bereits im Jahr 2020 stark gelitten. Allerdings hat sich dieser negative Trend in den vergangenen Wochen noch weiter zugespitzt. Tirol wurde in Deutschland in Verbindung mit Corona 214 Tausend Mal erwähnt, und das vor allem in den letzten beiden Februarwochen des heurigen Jahres. Zum Vergleich: das Bundesland Saarland hatte im selben Zeitraum rund 217 Tausend Erwähnungen in Deutschland. Man sieht, wie überdurchschnittlich hoch das Interesse Deutschlands an Tirol ist. „Tirol hat in Deutschland und damit im bei weitem wichtigsten Markt für den Tiroler Tourismus immensen Reputationsschaden davongetragen. Den Vertretern des Bundeslandes ist es seit März 2020 in keiner Weise gelungen, gegenzusteuern. Richtig dramatisch wurde die Entwicklung für Tirol im heurigen Februar“, resümiert Studienleiter Axel Maireder.
Ischgl (Flickr, Marcel Prinoth)
Grafik IMWF: Covid 19 Hotspots im Coronajahr